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Letzte Aktualisierung: 15.10.2006 Millionen Sterne glauben wir, in klaren Nächten mit bloßem Auge am Himmel zu sehen. Du auch? Na, da kannst Du mal sehen, wie leicht wir Menschen zu betuppen sind. Oder bist Du etwa nur zu faul zum Nachzählen? Hehehe. Macht nix, war ich auch. Bis ich begann, mich näher für dieses Thema zu interessieren. Da war ich etwa elf Jahre alt. Den ersten Gedanken hatte ich sogar noch selbst: Wir können den Himmel gar nicht sehen, sondern bestenfalls den halben Himmel. Schließlich wohnen wir alle auf einer Kugel, und durch die können wir nicht hindurchgucken. Wäre ja auch noch schöner, all diese chinesischen Autos von unten begaffen zu müssen. Also sehen wir nur den halben Himmel. Wer in den Bergen in nem Tal wohnt, der sieht davon sogar noch weniger. Tja, und was ist nun mit der Zahl? Rund um den Globus sind unter optimalen Bedingungen Pi mal Daumen etwa 6000 Sterne ohne Fernrohr sichtbar. Also können wir laut Adam Riese nie mehr als 3000 gleichzeitig sehen. So wenig? Tja, schnapp Dir ein kleines Fernglas und guck da mal durch. Dann explodiert die Zahl. Der helle Wahnsinn. Dort wo vorher mit bloßem Auge noch ein mehr oder minder dunkles Loch war, funkelt und glimmt es plötzlich, daß Du es nicht für möglich hältst. Je besser das Fernglas, desto mehr siehst du. (that's the deal, my dear!) So hat mich die Sternenguckerei damals auch in ihren Bann gezogen. Ich hab mir den Mond angeguckt, die vielen Krater gesehen. Riesige Einschlagslöcher, von denen manche einen Durchmesser von über 200 Kilometern haben. Ich hab die Planeten anvisiert, also die Dinger, die wie die Erde um die Sonne sausen. Besonders interessierte mich natürlich der Saturn. Aus einem Buch wußte ich, der hat nen Ring. Und den wollte ich sehen. Tja, Pech. Ein kleines Fernglas reicht dafür leider noch nicht aus. Also dann den Jupiter. Das ist auch so'n Riesenplanet, x-mal größer als die Erde. Da muß man doch was sehen können, dachte ich. Und tatsächlich, ich sah etwas. Der Jupiter war zwar auch nur ein Lichtpunkt, aber da standen ganz dicht dabei noch vier andere Sternchen. Zwei links, zwei rechts - wie auf ne Perlenkette gezogen (eine für Arme, deswegen nur vier *fg*). Das wollt ich am nächsten Abend noch mal sehen. Und? Die beiden rechten Sternchen waren weg! Tze?! Was das??? Noch ne Nacht später waren rechts zwei, links einer. Am nächsten Morgen hab ich mein Sparschwein geplündert und mein erstes Astronomiebuch gekauft. Na klar: Die Erde hat nen Mond, der um sie herumsaust. Auch der Jupiter hat nen Mond. Und noch einen, und noch einen, und noch einen... Die vier hellsten kann man schon in einem kleinen Fernglas sehen. Ich erfuhr, daß die Jupitertrabanten (-monde) viel schneller um ihren Planeten flitzen, als unser Mond um die Erde. Letzerer braucht etwa vier Wochen für einen Umlauf, die am Jupiter nur wenige Tage, einige sogar nicht mal einen Tag. Schumi in the sky - hehehe. Boah, das war interessant! Was es da oben alles zu entdecken gab! Ich war platt. Sternbilder, Planeten, Mondkrater, Maare, Sternhaufen, Nebel, Galaxien, Kometen - unfaßbar. Ich staunte Bauklötze, wie weit die Sterne von uns weg sind. Selbst bei dem, der der Erde am nächsten ist, braucht das Licht etwa vier Jahre, bis es hier ankommt. Und Licht legt ja bekanntlich in einer Sekunde etwa 300.000 Kilometer zurück. Also in einer Minute 18.000.000 Kilometer (18 Millionen). In einer Stunde sind es dann 1.080.000.000 Kilometer (1,08 Milliarden). Also am Tag 25,92 Milliarden Kilometer. Das schafft kein VW-Golf, hehehe. In vier Jahren macht das Licht ne Strecke von etwa 37.843.200.000.000 Kilometern, also 37,8 Billionen Kilometern. Puh. Und das ist noch der Nächste! Zwei Dinge wurden mir klar. Angesichts dieser langen Zahlen erschien es mir logisch, daß die Wissenschaftlicher (auch die sind bequem) lieber mit Lichtjahren rechnen als mit Kilometerwerten. Ist ja auch übersichtlicher. Und zweitens: Wenn das Licht der Sterne, die ich da gerade sehe, mindestens vier Jahre (manchmal Tausende von Jahren) zu uns unterwegs ist - gibt es die jetzt eigentlich noch? Da fängst du als vorpubertierender Knirps wirklich an zu grübeln, hehehe. Da hatte ich Beschäftigung. Das Wesen "Mädchen", daß mich damals auf andere Gedanken hätte bringen können, war für mich entwicklungsbedingt ja noch nicht erfunden *gg*. Außerdem haben die Sterne verhindert, daß mein allererster, ernsthafter Berufswunsch aus Legokasten-Zeiten in Erfüllung ging. "Sollen doch andere Architekt werden. Ich werde Astronom!" Soisselebbe. Ganze Nächte hab ich mir um die Ohren gehauen. Stativ auf den Balkon, Feldstecher drauf: Sterne gucken. Dabei immer schön leise sein auf dem Balkon: Nebenan schlafen Muttern und Vattern. Sie ist ein Murmeltier, kein Problem. Aber er??? Ich weiß nicht mehr, woher ich dieses Stückchen graue Folie hatte, aber hab's auf die Taschenlampe geklebt, damit der Lichtschein ihn nicht weckt. Da hockte ich also, der Invasion von der Vega auf der Spur. Hehehe. Nicht wirklich. Ich hab die Stellungen der Planeten berechnet, also zu welchem Zeitpunkt sie an welcher Stelle des Himmels zu sehen sein müßten. Ich hab den Himmel systematisch abgesucht nach Sternhaufen oder Nebeln, die im Feldstecher bereits sichtbar sind. Mit einem Freund (der hatte ein richtiges Teleskop) hab ich den Kometen Kohoutek fotografiert, der damals in den frühen 70-ern an der Erde vorbei auf die Sonne zuraste. Mein erster Komet. Er sollte ein Jahrhundertkomet werden, versprach die Fachpresse. Was für ein Reinfall! Im Feldstecher konnte ich ihn nicht sehen, mit bloßem Auge schon gar nicht. Aber in Jörgs Teleskop haben wir ihn entdeckt. Und fotografiert. Das Bild war dann hinterher sogar in der Schülerzeitung (*stolz guck). Tja, Teleskop. Hätte ich damals eins gehabt, wer weiß, ob ich nicht wirklich Astronom geworden wäre. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt, oder? Unbändigem vorpubertärem Rabaukentum hab ich zu verdanken, daß die Dinge sich anders entwickelt haben. Ich hab etwas kaputt gemacht, ich mußte den Schaden selbst bezahlen. Weg war das schöne Konfirmationsgeld. Aus der Traum vom Teleskop. Soisselebbe. Kann gut sein, daß der Welt deshalb der Astronom Dixi erspart blieb. Hehehe. Geblieben ist mir jedenfalls die Faszination für ein schönes Hobby, auch wenn ich es heute nicht mehr ausübe. Aber wenn ich die Sterne funkeln sehe, dann werden Erinnerungen lebendig: an die erste Mondlandung etwa, an zig beißend kalte Nächte auf dem Balkon, an schlaftrunkene Morgen danach. Eine schöne Zeit. Mehr zu diesem Hobby gibt's bei den Links: |