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Letzte Aktualisierung: 15.10.2006
Tja, Minden.
Hier bin ich geboren, hier habe ich gearbeitet während meines Studiums, und hierhin bin ich nach 25-jähriger Stipvisite in Bückeburg wieder zurückgekehrt vor einigen Jahren. Aber wenn ich es genau bedenke, ist Minden jetzt meine Schlafstadt. Hehehe. Ich kenn' eigentlich nur das Viertelchen, in dem ich wohne. Und die lange Runde durchs Glacis, die ich mit Janina - meinem Hund - immer gedreht habe, als sie noch lebte. Neulich bin ich nachts mal durch die Innenstadt gelaufen. Ich wollte mal wissen, was sich so alles verändert hat - seit Mitte der 80-er Jahre.
Apropos Glacis. Das ist ein Grüngürtel, der die Mindener Altstadt völlig umschließt. Dort, wo bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts noch die Stadtmauer der Festung Minden stand, wachsen heute Bäume. Ein Park rund um die Stadt. Das ist klasse. Aus der Vogelperspektive kannst Du diesen Grüngürtel prima sehen. Nur im Osten der Altstadt gibt's den Grüngürtel nicht, dafür gibt's dort die Weserpromenade. Auch hübsch.
Der Weser und einer seichten Stelle in derselben hat Minden zu verdanken, daß es zu dem geworden ist, was es heute ist: ein 80.000-Einwohner-Städtchen. Eine uralte Fernstraße, die von Westen nach Osten (meinetwegen auch umgekehrt) verlief, passierte an dieser Stelle die Weser, auf der Warenströme von Süden nach Norden (oder andersherum) liefen. Ein guter Ort für Geschäfte. Und ein Schelm, wer dabei an Wegelagerei denkt. Hehehe. Minden war eine Hansestadt. Minden war Bischofssitz, hat einen über 1000 Jahre alten Dom (der in Köln ist dagegen ein Küken). Minden war ein Endpunkt der Köln-Mindener Eisenbahn (wo ist eigentlich Köln???). Der römische Imperator Varus soll hier im Sommer des Jahres 9 unserer Zeitrechnung ein Lager gehabt haben, was allerdings nicht bewiesen ist. Weit ist er dann ja bekanntlich nicht mehr gekommen. Alle Neune.

Fachwerk prägt Mindens Altstadt.
Minden hat eine schöne und große Altstadt mit hübschen Bausünden mittendrin. Letzteres hat nicht nur seine Ursache in zwei Bombenangriffen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Wie anderswo auch, gab es auch hier Spinner, die heruntergekommene alte Pracht ("Was soll'n wa mit dem alten Kasten?") durch schmuckes Betongekästel ("quadratisch, praktisch, gut") ersetzt haben.
Was Minden über seine Grenzen hinaus bekannt macht, ist zum einen das Wasserstraßenkreuz. Der in westöstlicher Richtung verlaufende Mittellandkanal überspannt in einem gewaltigen Brückenbauwerk die Weser. Zu der imposanten Anlage gehört eine große Schleuse, damit die Ladekähne von einem auf den anderen Wasserweg "abbiegen" können. Höhenunterschied zwischen beiden: 18 Meter.
Über den Mittellandkanal kommt der Rohstoff des zweiten Dings nach Minden, das Minden bekannt gemacht hat. Zellstoff. Daraus machen die bei Melitta die gleichnamigen Filtertüten. Eine Ahnin der heutigen Chefs hatte Ende des 19. Jahrhunderts (wenn ich mit recht entsinne) die Idee, ihr Kaffeemehl nicht mehr direkt in die Kanne zu schütten und mit brodelndem Wasser zu übergießen. Sie erfand das hinlänglich bekannte kleine Tütchen, welches das heiß-herbe Erfrischungsgetränk "entprüttet" und so die häßlichen kleinen schwarzen Punkte in den Zahnzwischenräumen vermeidet. So gesehen, ist Minden morgens republikweit in aller Munde. Und die Teetrinker sollen halt sehen, wie sie dennoch klarkommen mit ihrem Leben.
Einer der Melitta-Bosse hat ein Herz für Jazz. Kein Wunder. Den ganzen lieben Tag lang nichts als Tüten kleben? Das schreit geradezu nach kreativem Ausgleich. Der Mann steckt einen Teil seines Geldes in einen der ältesten Jazzclubs der Republik. Phantastische Musiker haben da schon gespielt. Schlechte auch. Aber Kultur ist eben vielfältig. Apropos Kultur: Minden hat eine Fachhochschule für Architektur (eine Außenstelle der Fachhochschule Bielefeld). Das bringt immer wieder junge Leute in die Stadt. Das sorgt für Nachschub an Betongekästel landauf, landab. Manche Studenten lernen auch richtig was und denken sich hübsches, pfiffiges Bauwerk aus.
Eingeborenes Jungvolk und Studenten bescheren Minden eine halbwegs komplett ausgestattete Kneipenlandschaft. Wenn Du hier versacken will, dann solltest Du fündig werden. Wenn nicht, dann springst Du einfach in die Weser; oder suchst Dir - germanischer Traditionen selbstredend bewußt - eines der schicken Moore aus, die es nördlich und westlich der Stadt noch gibt. Prost Mahlzeit.
Du willst noch mehr über Minden und seine Umgebung wissen. Okay, hier ein paar Links:
- Tourismus
- Schachtschleuse
- Jazz-Club
- Porta-Bühne
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